Robert Hormann aus Steinmauern – als junger Botschafter in den USA

Erfahrungsbericht von Robert Hormann aus Steinmauern / Michigan (Januar 2018):

Ich bin nun schon seit vier Monaten in den USA, in Michigan, obwohl ich das Gefühl habe, dass gerade erst ein paar Wochen vorübergegangen sind.

Ich habe schon viele „Hochs“, aber leider auch schon „Tiefs“ erfahren müssen.

Ich wurde am Tag der Ankunft, herzlich von der Repräsentantin der Austauschorganisation YFU, und der Gastfamilie empfangen. „Zu Hause“ angekommen war ich jedoch geschockt. Die Zustände, in denen die Familie lebt bin ich aus Deutschland definitiv nicht gewohnt.

Speziell hier sind die Leute sehr republikanisch eingestellt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass viele Menschen sehr uninformiert oder unwissend, zum Teil bildungsschwach sind und sehr konservative, mir befremdliche Einstellungen teilen.

Das hat zu der ein oder anderen Diskussion in der Gastfamilie geführt, die aber trotzdem einigermaßen gut ausgegangen sind.

Allerdings habe ich mich bei der Familie nicht wohlgefühlt. Es bestanden deutlich unterschiedliche Auffassungen darüber, wie ein Haushalt aussehen sollte.

Leider hatte ich auch das Gefühl, dass ich nicht wirklich willkommen bin und dass die Gastmutter den Austausch gegen den Willen der anderen Familienmitglieder durchgesetzt hat. Das war natürlich sehr schade, für alle eigentlich.

So lebte ich nicht mit der Familie zusammen, sondern wir lebten nur nebeneinander her.

In den Kinderzimmern hingen Waffen, auch das war mir nicht geheuer und ich habe mich dabei doch sehr unwohl gefühlt.

 

Dennoch habe ich eine gewisse Zeit gewartet, und mich mit der Situation beschäftigt und versucht diese zu lösen, bevor ich mich bei der Austauschorganisation gemeldet habe um dieser meine Bedenken, Gefühle und Absichten mitzuteilen.

Bedauerlicherweise haben sich diese Umstände dann extrem in die Länge gezogen, da die lokale Repräsentantin der Austauschorganisation ihren Pflichten aus mir unverständlichen Gründen nicht nachgekommen ist und es abgelehnt hat, mich in meiner Gastfamilie zu besuchen um sich von den Zuständen zu überzeugen und zu versuchen, eine Lösung zu finden.

Nach mehreren Wochen dieses „Hin und Hers“ habe ich dann endlich die erfreuliche Nachricht bekommen, dass ich umziehen darf. Ich bin von Alanson nach Lewiston gezogen.

Nun wohne ich ca. anderthalb Stunden südlich von dem Dorf in dem ich zuerst gelebt habe.

Mit der neuen Gastfamilie mit der ich nun seit zwei Monaten lebe, bin ich überglücklich und sehr zufrieden. Ich verstehe mich super mit meinem Gastbruder und meinen drei Gastschwestern und natürlich auch mit meiner Gastmutter und ihren Eltern.

 

Ich wohne im Norden Michigans. Die Infrastruktur darf man sich nicht so vorstellen, wie wir es aus Deutschland kennen, ein öffentlicher Nahverkehr existiert eigentlich nicht. Es ist alles viel weitläufiger und größer und eine tolle Landschaft…

Jetzt im Winter haben mein Gastbruder und ich uns auf dem See ein Eishockeyfeld geschaffen und sind, wann immer es geht, draußen auf dem Eis.

Ich bin rundum glücklich und außerordentlich dankbar, dass ich diese Chance und Möglichkeit bekommen habe, dieses Jahr in den USA zu verbringen, vielen, vielen Dank!

Es ermöglicht mir, viele neue Dinge zu erleben, kennenzulernen und auszuprobieren.

Zum Beispiel besteht in den Vereinigten Staaten ein viel stärkerer „School Spirit“ und alle Sportarten sind von der Schule und nicht von Vereinen organisiert.

So habe ich die Chance genutzt und bin dem Footballteam der Schule beigetreten, da die Sportart Football in Deutschland nicht sehr populär ist und ich gerne neues ausprobiere. Somit habe ich die diesjährige Saison, sportlich gesehen, mit Football verbracht und dort auch viele Freunde gefunden. Auch die Gemeinschaft war fantastisch und wir hatten jeden Tag nach der Schule ca. zwei Stunden Training. Darüber hinaus hat jede Schule einen eigenen Trainingsraum z.B. mit Gewichten, den ich auch sehr gerne nutzte.

Allein, die Erfahrung zu machen, in einem Schulbus zu fahren und das amerikanische Leben zu leben, fast so, wie man es aus Filmen und anderen Quellen kennt, ist schon toll.

Der Sport nimmt eine sehr bedeutende Rolle in der amerikanischen Gesellschaft ein und ist ein Teil des amerikanischen Schulsystems, da über den Sport besonders viele Stipendien vergeben werden.

Mit meiner Gastfamilie war ich bei einem Basketballspiel und einem Baseballspiel in Detroit, was mir sehr gefallen hat. Baseball, Basketball und Football kann man von der Stellung her mit dem Deutschen Fußball vergleichen; Fußball wird in den USA jedoch „Soccer“ genannt.

 

Vor ein paar Wochen war dann eine erste Gruppe von ungefähr 90 PPP-Stipendiaten von „American Councils for international education“ nach Washington DC, der Hauptstadt der Vereinigen Staaten, eingeladen und hat dort fünf ganze Tage verbracht. (American Councils ist eine nonprofit Organisation in Washington DC, die mit der Regierung, Institute, und Organisationen bildende Programme auf der ganzen Welt durchführen.)

Dies war ein total aufregendes Erlebnis für mich. Einerseits, da ich „endlich“ mal wieder in einer Großstadt war, und dazu noch in einer so besonderen und bedeutsamen Stadt.

Wie du weißt, wohne ich in Deutschland in einem sehr kleinen Dorf, stelle aber immer wieder fest, dass ich mich in größeren Städten doch wohler fühle. Die Ortschaft Lewiston, in der ich jetzt wohne, hat ca. 1.400 Einwohner.

In Washington DC haben wir an mehreren sehr interessanten Workshops teilgenommen, z. B. über Eigenschaften von Führungscharakteren.

Außerdem haben wir viel darüber gelernt wie der Kongress in Amerika funktioniert und haben sogar die Möglichkeit gehabt, in das Kongressgebäude zu gelangen und an einer Führung teilzunehmen. Zudem wurde uns auch die Möglichkeit gegeben, viele Sehenswürdigkeiten zu besuchen und ich durfte persönlich den Repräsentanten für meinen Distrikt in Michigan im US Kongress treffen.

Wir haben viele interessante Museen besichtigt, wie beispielsweise das „National Museum of Natural History“, in denen wir viele weitere interessante Informationen über die USA haben erfahren können, oder das “Air and Space Museum“.

Doch das absolute Highlight für mich war ein Besuch der Deutschen Botschaft in Washington DC. Ich interessiere mich sehr für Politik und den Beruf des Diplomaten. Vor Ort haben wir eine Simulation durchgeführt, die uns die diplomatische Arbeit vorstellbar und sozusagen zum Anfassen ermöglichen sollte. Danach hat uns ein deutscher Diplomat mit einer amerikanischen Kollegin in einem Plenum über deren Job erzählt und anschließend Fragen aus dem Publikum in einer Fragerunde beantwortet.

Bericht: Robert Hormann