Peter Koch, der Vorsitzende des Pflegebündnisses Mittelbaden berichtete mir bei meinem Besuch im Helmut-Dahringer-Quartiershaus: „Die Pflegenden sind inzwischen sehr dünnhäutig geworden. Wir haben hier von Anfang alles versucht, unter schwierigsten Bedingungen gute Arbeit zu leisten“. Jetzt fühlen sich die Pflegekräfte durch die Einführung der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bestraft. Koch betonte, dass der größte Teil der Mitarbeiter geimpft sei.
Ich habe natürlich Verständnis für die schwierige Situation. Diese Impfpflicht sollte nur der erste Schritt zum Schutz der vulnerablen Gruppen in der Gesellschaft sein, dem mit der Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ein zweiter wichtiger Schritt folgen sollte. Deshalb habe ich auch den Gesetzentwurf zur Einführung einer allgemeinen Impfpflicht ab 18 Jahren mitgezeichnet. Ich bedaure sehr, dass sich die Unionsfraktion im Bundestag weigerte, diesen Weg mitzugehen, und auch zu Kompromissen nicht bereit war.
Bei meinem Besuch waren sich alle Beteiligten einig, dass der Pflege von der Gesellschaft zu wenig Wertschätzung entgegengebracht wird. Die Situation war schon vor der Pandemie in vielerlei Hinsicht schwierig, aber jetzt wird dringend mehr Personal auf den Stationen sowie in der ambulanten Pflege benötigt. Dazu müssen die Arbeitsbedingungen verbessert und auch mehr Lohn gezahlt werden.
Um Pflegeberufe attraktiver zu machen ist es auch wichtig den Berufsstand näher an die jungen Leute zu bringen und Begegnungen zu organisieren, zum Beispiel in den Schulen. Pflegekräfte sollten vor der Praktikumsphase zu Informationsveranstaltungen in die Schulklassen gehen und für Berufe im sozialen Bereich werben. So kann man in Bezug auf die Wertschätzung vielleicht zu einem gesellschaftlichen Umdenken beitragen.