Der SPD-Landtagsabgeordnete Jonas Weber, der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde Durmersheim und SPD-Gemeinderat Werner Hermann und ich besuchten das Werk der Edeka Südwest Fleisch GmbH in Rheinstetten.
Die Skandale um Tönnies und Müller-Fleisch haben die teilweise verheerenden Arbeitsbedingungen in deutschen Fleischfabriken offengelegt. Als zuständige Abgeordnete für die Region Mittelbaden hatten wir deshalb um einen Austausch mit der Leitung des Edeka-Fleischwerkes in Rheinstetten gebeten. Wir danken den Geschäftsführern Andreas Pöschel und Jürgen Sinn für die Einladung und den offenen Austausch.
Das Werk in Rheinstetten war im Juni in die Schlagzeilen geraten, weil zwei Monteure einer Fremdfirma positiv auf Corona getestet worden waren. Darüber hinaus wurde die schlechte Unterbringung von Werkvertragsmitarbeitern in Wohnungen in Durmersheim und Rheinstetten moniert.
„Wir haben unter unseren 1435 Mitarbeitern in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt 150 Corona-Tests durchgeführt und alle waren negativ. Wir nehmen die Ansteckungsgefahr durch das Covid-19 Virus sehr ernst und haben strenge Hygieneregeln eingeführt. Wir tun alles, um einen Ausbruch des Virus hier im Werk zu verhindern“, erklärte Andreas Pöschel. „Bei der Kontrolle der Unterkünfte unserer Werkvertragsmitarbeiter in Durmersheim und Rheinstetten wurden von den Behörden nur kleinere Mängel beanstandet“, ergänzte Jürgen Sinn.
Nach der derzeitig geltenden Rechtslage ist bei Edeka Südwest Fleisch – soweit wir das überblicken konnten – alles in Ordnung. Dennoch ärgern und beschämen uns natürlich Zimmer, in denen mehrere Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen. Hier muss die Rechtslage dringend dahingehend verändert werden, dass klare Quadratmetervorgaben eine menschenwürdigere Unterbringung und ein gesundes Maß an Privatsphäre garantieren.
Außerdem muss die Ungleichbehandlung von Werkvertragsmitarbeitern beendet werden. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit muss nicht nur für die 850 Frauen und Männer der Stammbelegschaft von Edeka Südwest Fleisch in Rheinstetten gelten, sondern auch für die 585 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die leihweise oder auf Zeit aus dem osteuropäischen Ausland nach Mittelbaden kommen. Dieser moderne Sklavenhandel wird von Arbeitsminister Hubertus Heil und der SPD beendet werden. Für alle Werkvertragsmitarbeiter müssen darüber hinaus die gleichen Sozialstandards wie für die Stammbelegschaft gelten sowie der Zugang zu einer Interessenvertretung in Form eines Betriebsrates gewährleistet sein. Zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern auf Augenhöhe ausgehandelte faire Tarifverträge sind dafür ein Garant. Wir freuen uns, dass Edeka bereits angekündigt hat, bis zum Ende des Jahres alle Werksverträge abzuschaffen!